Kapitel 2: Nach all den Jahren (Part 2)
Als Gongsun Du durch die hölzernen, mit feinen Verzierungen versehenen Türen trat, die das innere der Residenz von der ausladenden Audienzhalle trennten, fuhren seine beiden Besucher um, sanken eilig auf ein Knie und legten die Hände übereinander. Diese Geste, ausgeführt mit der linken, welche die rechte, zumeist Schwert- oder Schlaghand, bedeckte, bedeutete dem Gegenüber die friedliche Absicht und den ehrlichen Gruß des Ausführenden.
„Mein Lord!“, riefen beide Männer im Chor, die Köpfe demütig gesenkt.
Gongsun trat näher, beantwortete den Gruß mit einer Gegengeste.
„Liang Mao“, begrüßte der ehemalige Gouverneur seinen langjährigen Freund, bevor er sich seinem Neffen zuwandte. „Yuan.“
„Zǔfù“, erwiderte dieser. „Großvater.“
„Erhebt euch“, wies Gongsun seine Besucher an. „Beide.“ Dann bedeutete er ihnen, Platz zu nehmen auf einer der bereitgestellten Sitzflächen.
Wie viele große Hallen, besonders jene offiziellen, in denen Audienzen stattfanden, bestach auch die Halle der Gouverneurs-Residenz durch ihren weitestgehend freien Raum, auf dessen hölzernem Boden in regelmäßigen Abständen stützende Säulen standen. Lediglich die zentrale Fläche des Raums war frei, ausgelegt mit sündhaft teuren Sitzkissen und kleinen, zweckmäßigen Tischen, von denen man aß, sie aber auch nutzen konnte, um zu schreiben oder einer der allgegenwärtigen Bambus- oder Holzschriftrollen zu lesen.
Angeordnet in einem offenen Karree, ermöglichte diese Audienzfläche es, wichtige Besprechungen abzuhalten und über die Geschicke der Provinz oder, wenn nötig, größerer Landflächen zu beratschlagen.
Im Bedarfsfall konnte man die Anzahl der Kissen vergrößern, um so große Audienzen mit Dutzenden von Beratern, Eunuchen und Militärs abzuhalten.
Im Augenblick allerdings würden es nur die drei Männer sein, die sich an diesem Ort trafen. Die meisten ihrer Berater und Bediensteten litten unter der seltsamen Krankheit, welche Bei Ping fest in ihrem Griff hielt.
„Diener!“, rief der Lord, während er seinen von einem Körperpanzer geschützten Leib auf das Sitzkissen sinken ließ. Ein Diener, gehüllt in eine schlichte, violette Seidenrobe eilte herbei und verneigte sich ehrerbietend.
„Bringt Wein. Wir haben viel zu bereden.“
„Jawohl, mein Herr!“
Bevor wir uns dem weiteren Verlauf der Ereignisse widmen – hier einmal ein Blick auf den Stammbaum der Familie Gongsun anno 200 nach Christi Geburt. Ich sag’s euch: Dafür werdet ihr mir gleich dankbar sein!
„Mein Lord“, begann Ling Mao, als sie Platz genommen und das erste Gefäß teuren Weins geleert hatten. Er gehörte einer alten Militärfamilie an, welche seit Generationen eng mit der Familie Gongsun verbunden war und konnte es daher wagen, seine Meinung mehr oder weniger unverblümt zum Ausdruck zu bringen. „Wir alle sind froh, dass ihr siegreich aus dem Kampf gegen den Verräter Yuan Shao hervorgegangen seid.“
„Ich hätte ihn töten sollen, als sich die Gelegenheit dazu bot“, verfluchte sich Gongsun selbst,
„Ihr habt auf Assassine verzichtet, mein Lord“, gab der andere Offizier zu bedenken. Er meinte es nicht einmal scherzhaft.
Gongsun warf ihm einen scharfen, missbilligenden Blick zu.
Bevor wir jetzt mit der Szene fortfahren, in welcher der treue Liang Mao geköpft wird, müssen wir erst einmal tiefer in die Geschichte hinter den Ereignissen einsteigen.
Wie der geneigte Leser sicherlich festgestellt haben wird, klafft zwischen dem ersten Post und dem zweiten bereits eine recht beeindruckende Lücke, welche gut fünf Jahre umspannt. Da wir in dieser Geschichte nicht fortfahren können, ohne diese Diskrepanz zu erklären, ist an dieser Stelle eine gute Gelegenheit, die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen.
Kurz nachdem Gongsun Du nach Liaodong zurückgekehrt war, um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen, fand weit entfernt der Machtkampf um den Thron der Han-Dynastie statt, an dessen Ende der Usurpator Dong Zhou den Tod fand, getötet von seinem „Adoptivsohn“ Lü Bu.
Mit diesem Startschuss um die Macht im nun immer schneller fallenden Reich der Han begann auch für Gongsun Du der Kampf ums Überleben. Im Norden eigentlich relativ sicher, verstand er doch, dass er für eine konstante Befriedung seines kleinen, nun faktisch unabhängigen Reichs eine neue Strategie verfolgen musste. Albträume von Tod und Niedergang, die seine kleine Freiheit bedrohten, von denen ihn so mancher nachts, anderer wiederrum tagsüber einholte, ließen seine Sorge über den Verlust der Machtposition stetig wachsen.
Den einzigen Weg aus dieser luftabschnürenden Umklammerung seiner Kehle stellte die aktive Vorwärtsverteidigung dar: Wenn du im Zweifel stehst, ob der Gegner dich angreift, gib ihm nicht die Gelegenheit dazu. Schlag ihn zuerst tot.
Dieser doch sehr alten Tradition folgend, bereitete der Gouverneur mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen – mehr Einheiten, als er in den ihm verbliebenden Provinzen über lange Zeiten hätte versorgen können – und den ihm treuen Kommandeuren einen Plan vor, die ihm nahen Provinzgouverneure schnellstmöglich zu eliminieren und so einen Puffer für eine weitere Expansion vor sich zu schieben.
Mit ihm traten sein Sohn Gongsun Qun, sowie seine Enkelkinder Gongsun Ding, Gongsun Yuan, Gongsun Sun und sein langjähriger Freund Liang Mao gegen den Feind an.
So begann im Jahre 194 die fast drei-monatige Kampagne gegen die Kommandantur Chang Li, zu diesem Zeitpunkt Teil der ebenfalls vom zerfallenden Han-Reich gelösten Youzhou-Fraktion unter Führung des zufälligerweise namensverwandten Gongsun Zan. Geführt von Liang Mao und Gongsun Ding, überrollten die zusammengezogenen Truppen Liaodongs die eher schwache Verteidigung und eroberten die Stadt.
Bereits zu dieser Zeit übersprangen Gungsun Du und Gongsun Qun mit der anderen Hälfte der Armee die umkämpfte Provinz und zogen weiter, um Liao Xi einzunehmen.
Gongsun Sun, wie auch Gongsun Yuan, (zusammen mit Gongsun Ding Söhne des Gongsun Kang, Sohn von Gongsun Du und Verwalter der Kommandantur Xiang Ping in Liaodong), übernahmen die Reservetruppen, die im Laufe der verlustreichen Schlachten aufgebrauchte Einheiten übernehmen und zur Auffrischung zurückführen würden, während sie aus den Städten neue Einheiten heranführten.
Besonders zu Beginn der Kampagne war die Moral der Truppen recht niedrig und so kam es oft zu Desertationen, sodass im Hinterland plötzlich vermehrt marodierende Einheiten auftauchten, welche die Dörfer überfielen und den Proviant der Armee stahlen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken entschied der General-Gouverneur, straff organisierte Armeeeinheiten unter der Führung seiner untergebenen Generäle in der Gegen patrouillieren zu lassen – besagte Reserveeinheiten.
So gelang es, den Großteil der marodierenden Truppen zu neutralisieren und sich voll auf den Angriff gegen die beiden Kommandanturen zu konzentrieren.
Die erfolgreiche Offensive gegen beide Provinzen blieb in der Gegend nicht unbeachtet, und während sich die Armeen bei Liao Xi, Chang Li und die besonders schwer in Mitleidenschaft gezogenen Truppen in den Heimatprovinzen wieder aufstockten, kam es zu Gegenangriffen sowohl der Kommandantur Bei Ping als auch der westlich der in dem Gebiet verlaufenden damaligen Anteile der späteren Großen Mauer lebenden Steppennomaden.
Bereits kurze Zeit nach den ersten Erfolgen auf dem Schlachtfeld begannen die Kinder Liaodongs, die großen Taten ihres Fraktionsführers in Schulen und Tempellehren kennenzulernen und selbst zu verewigen. Dieser Knirps hier hat sich ausgezeichnet mit den getätigten Feldzügen gegen die Youzhou beschäftigt. Er wird sicherlich irgendwann einmal ein großer General … nur den Zeichenkurs, den sollte er vielleicht wiederholen.
Diese stete Bedrohung durch zwei Gegner verlangten Gongsun Dus Armee eine Taktik ab, die der Gouverneur am Liebsten vermieden hätte: Aufspaltung.
Um sich der Barbaren zu entledigen, befahl er Gongsun Qun, direkt über die Mauer in die Wildnis der Steppe zu ziehen und den Gegner zu beschäftigen, während er mit dem Großteil der Armee schnell Richtung Bei Ping weiterzog, die Stadt direkt attackierte und einnahm.
Mit nun insgesamt vier Armeen im Bereich um Bei Ping, einer Armee im Land der Barbaren und einer Armee als Reserve bei Liao Xi, stand ihm jede Möglichkeit offen, nach seinem Gutdünken zu operieren.
Zwei Armeen wurden südlich Bei Pings stationiert, um feindliche Truppen abzufangen, zwei Armeen stürmten Bei Ping direkt.
Doch anders als der Gouverneur-General es erwartet hatte, schaffte ihm die Eroberung Bei Pings keinen Freiraum. Nur einen Monat, nachdem mit dem Angriff auf das heutige Beijing die Youzhou-Fraktion weitestgehend zerschlagen hatte, brach der Himmel mit seinem ergebenen Diener.
Ein schwerer Sturm wild wütender Wandernomaden (unter ihnen entfernte Bekannte unserer später namentlich bekannten Hunnenhordenherrscher) brandete gegen die Mauern von Liao Xi, wo Gongsun Yuan neue Reserven für die Unterstützung von Gongsun Qun sammelte, und diese in einer furiosen Verteidigungsschlacht aufbrauchte. Dies veranlasste Qun, die Belagerung von Wuwan Steppes abzubrechen und den Reiterstämmen entgegen jeder Vernunft nachzustürmen.
Gleichzeitig erklärte der Yuan-Clan, mehr oder minder Garant einer einigermaßen stabilen Situation in den nördlichen Provinzen, Liaodong den Krieg. Er war mit den Kommandanturen der Youzhou verbündet gewesen, und sah sich nun, nach deren Zerschlagung, einer direkten Konfrontation mit den rasch erstarkenden Truppen Liaodongs konfrontiert.
Und auch an der Heimatfront lief nicht alles wie geplant. Die hohe Rekrutierungsrate und die in den ersten Jahren des Feldzugs hohen Abgaben führten zu kleineren Aufständen und allgemeinem Unglück vor allem in den neu gewonnen Provinzen. Doch auf dieses Problem wusste Gongsun Du eine Lösung. Frei nach der Devise: „Wem der Kopf fehlt, der kann nicht murren“ wurden Administratoren und Beamte der lokalen Kommandanturen mit dem Feststellen der örtlichen Aufstandsherde und Problembezirke beauftragt, welche dann durch von der Front zurückkehrende Truppen der Liaodong-Armee besucht wurden.
Unter großem Geschick der eingesetzten Kommandanten wurden die Aufstände niedergeschlagen, wobei nicht nur gleichzeitig neuer Wohnraum gewonnen wurde, sondern auch Nachbarschaftsstreitigkeiten gleich mitgelöst werden konnten. Wer seine Nachbarn belästigte oder ihnen Sorgen bereitete, wurde geköpft. Wer besagte Nachbarn denunzierte, ebenfalls. Protestierte die Familie, so kam diese ebenfalls unter Hellebarde oder Schwert.
Familienvermögen wurden eingezogen, was die Kriegskasse aufwertete, und aufgrund des geringeren Bedarfs von Nahrungsrationen konnte die Zuteilung der einzelnen Rationen angepasst werden.
Die allgemeine Zufriedenheit wuchs. Man dankte dem Gouverneur für die Umsicht – oder … man hatte so viel Angst vor ihm, dass man es nicht wagte, sich gegen seine Gewalt zu erheben.
Mit dieser Vorrausetzung konnte sich Gongsun Du ganz dem Kampf gegen die übermächtigen Yuan-Clan widmen. Und das war bitter nötig.
Insgesamt von drei Seiten eingeschlossen – im Süden der Yuan-Clan, im Westen die letzte Provinz des zuvor geschlagenen Feindes und im Nordwesten die Steppennomaden, welche die sie verfolgende Armee Gongsun Quns mit immer neuen Angriffen dezimierten und tiefer von der rettenden großen Mauer abdrängten – galt es, schnell zu handeln.
Ein Blick an die Westfront. Hier kam die Offensive recht schnell voran, blieb dann aber südlich des Xianmen-Passes in einer gewaltigen Materialschlacht stehen. So viele Pfeile, wir dort verschossen wurden … man könnte vermutlich das chinesische Meer damit pflastern und trockenen Fußes bis nach Japan gelangen.
Alles auf eine Karte setzend, entsandte der Anführer die drei ihn begleitenden Armeen, gen Westen, die Kommandantur Dai Xian einzunehmen, als letzte Provinz Widerstand gegen ihn leistend.
Im Handstreich wurde die Stadt genommen – die zuvor aus Bei Ping geflohene Fraktion eliminiert und die glücklosen Mitglieder des nun geschlagenen Clans hingerichtet.
Liang Mao marschierte gen Norden, attackierte die Nomaden und konnte sie zurückschlagen, womit er nicht nur Gongsun Qun, sondern auch die Belagerung von Wuwan Steppes rettete. In einer schweren Schlacht stürmten die beiden Generäle gemeinsam die große Stadt, schufen so eine Basis für Operationen im Norden.
Doch Gongsun Du, von dem Versagen Quns absolut nicht beeindruckt, enthob ihn seines Kommando und machte ihn zu einem zivilen Verwalter. Als solcher sollte er nun die befriedete Stadt Wuwan führen.
Liang Mao erhielt die freigewordenen Truppen und kehrte nach Bei Ping zurück, seinen Lord zu unterstützen.
Gongsun Sun, sich seiner Sache sehr sicher, stürmte innerhalb eines Monats die eigentlich uneinnehmbare Festung des Xianmen-Passes, marschierte weiter und eroberte Xin Xing.
Mit dieser Basis im feindlichen Land gelang es ihm, ein Sprungbrett für den Angriff auf das Kernland des Yuan-Clans zu sichern. Doch nicht ohne große Opfer: viele Einheiten hatten schwere Verluste hinnehmen müssen, und die eroberten Städte verfügten nicht über die Versorgungssituation, große Truppenteile schnell wieder aufzustocken.
In den folgenden zwei Jahren fand ein reger Austausch von Truppen statt, wurden neue Einheiten ausgehoben und zu schwache aufgelöst, um Ressourcen für die Verteidigung freizumachen.
Gleichzeitig brach in der Kommandantur Bei Ping jene unselige Seuche aus, die auch Lady Yu und einen Teil der zur Verteidigung abgestellten Armee zu Boden gehen ließ.
Und während diese schlimme Krankheit, wie auch die mangelnde Versorgung der Truppen zu einem ernsten Problem für die Liaodong-Fraktion wurden, organisierte sich der Widerstand. Besonders in der Provinz um Bei Ping und südlich des Yanmen-Passes, wo sich die Truppen des Yuan-Clans nach wie vor gegen den Vormarsch der Liaodong-Heere wehrten, standen seit gut einem Jahr die Fronten still. Immer wieder zogen Gongsuns Leute Einheiten nach, versuchten die an Personal überlegenen Heere der Yuan zu vernichten. Doch jedes Mal, wenn es ihnen gelungen war, mehrere feindliche Armeen in die Flucht zu schlagen oder vollkommen zu eliminieren, schob der Feind einfach neue Divisionen nach. Es wollte einem fast vorkommen, als würde er durch einen übermächtigen Verbündeten gestützt.
Bei der Verteidigung Bei Pings starb im Jahre 198 dann auch Gongsun Ding, Sohn des Gongsun Kang. Somit hatte die Liaodong-Fraktion einen ihrer aufstrebenden Armeeführer verloren.
„Können unsere Bollwerke dem Feind weiter standhalten?“, wollte Gongsun wissen, nachdem er Liang Mao für eine Weile stumm unter seinen Blicken gebraten hatte.
Dass sich der General davon wenig beeindruckt zeigte, bewies seine langjährige Erfahrung mit Nahtoderfahrungen. „Bisher ja. Doch wenn uns Lord Yuan Shao weiterhin Legion um Legion entgegenwirft, können auch unsere bestausgebildeten Truppen nicht mehr lange standhalten.“ Er strich sich durch seinen dünnen Bart. „Vielleicht sollten wir überlegen, Bei Ping aufzugeben und unsere Truppen auf einem kleineren Gebiet aufzufrischen?“
Eine Weile lang herrschte Stille zwischen ihnen, kämpfte der in den Raum eingeworfene Gedanke um Anerkennung, bis Gongsun Du schließlich entschied, ihm die nötige Aufmerksamkeit zu gewähren.
„Bei Ping aufgeben?“, überlegte er und strich sich ebenfalls durch seinen Bart. „Wir haben viel geopfert, diese Stadt zu nehmen. Sie aufzugeben hieße, all unsere Erfolge zu negieren. Wir müssten den Xianmen-Pass aufgeben. Ohne die Youbeiping-Kommandantur wäre der Pass nicht zu halten.“
„Die Menschen sind krank“, gab Gongsun Yuan zu bedenken. „Diese Stadt stirbt langsam. Und unseren Soldaten geht es auch nicht besser. Viele haben sich in der Bevölkerung angesteckt, tragen die Seuche weiter und verbreiten sie innerhalb der Armeen.“
„Allerdings …“, Liang Mao überlegte etwas, bevor er seinen Satz fortführte. „Könnten wir diese Schwäche auch in einen Erfolg wandeln.“
„Was?“, warf der jüngere Heerführer empört ein, wurde von seinem Großvater jedoch mit einem Wink der Hand gestoppt.
„Sprich weiter, mein Freund“, bedeutete Gongsun Liang Mao, mit seinen Ausführungen fortzufahren.
„Wenn wir unsere Verseuchten mit den Soldaten des Yuan-Clans in Kontakt bringen, können wir ihnen dadurch ebenfalls Schaden zufügen. Mit den gesunden Truppen würden wir uns weit im Osten und im Westen vorkämpfen. So wäre der Schatten der Krankheit auf unserer Seite.“
Gongsun Du nickte verstehend.
„Aber da ist mehr“, setzte der andere General zu einer weiteren strategischen Überlegung an. „Wir müssen auf jeden Fall eine weitere Front aufmachen. Wir müssen durch den Xianmen-Pass brechen – oder ostwärts an der Küste entlang. Der Feind darf keine Gelegenheit erhalten, sich in seine Städte zurückzuziehen. Wir müssen flexibel und schlagkräftig gegen Lord Yuan Shao vorgehen.“ Er sah auf. „Wir benötigen mehr kompetente Heerführer.“
„Das ist nicht so einfach“, stellte Gongsun Du fest. „Es gibt viele ambitionierte Männer in den Reihen der Armee, doch ich frage mich, ob sie wirklich vertrauenswürdig sind.“
Liang Mao lachte auf, als er sein Trinkgefäß hob und den beiden anderen zuprostete. „Mein Lord, das ist eine Tür, die ihre Geheimnisse erst lüftet, wenn man sie durchschritten hat.“
Wir sind bereits in Runde 61, haben aber noch 2407 Runden, um ganz China zu erobern.
Es ist fast wie beim Go-Spiel. Man kämpft so lange mit dem Gegner, bis er vollkommen eingeschlossen ist, man gewinnt – er einen einschließt, man verliert – oder ein Patt entsteht, das Spiel beendet wird oder beide verlieren.
„Außerdem sollten wir in Betracht ziehen, uns die Dienste der Xiongnu zu sichern.“ Die Xiongnu waren ein Reitervolk der großen Steppen, die westlich des anerkannten Zentrums der bekannten Welt lagen. Reiter, deren barbarische Lebensweise so hunnisch war, dass man sie in späteren Epochen gerne mit den in Europa bekannten Hunnen gleichsetzte – ohne zu wissen, ob dies wirklich stimmte.
„Aber ist das nicht gefährlich?“, wollte Gongsun Yuan wissen. „Würden wir ihnen damit nicht zu viel Macht geben?“
Liang Mao lachte verhalten. Mit einem einzigen Schluck leerte er sein Gefäß, bevor er es auf den Tisch vor sich sinken ließ.
„Mein Junge“, wandte sich der erfahrene General an den deutlich jüngeren Heerführer. „Das Faszinierende an Macht ist doch, dass man sie so mühelos verleihen – aber genauso schnell auch wieder nehmen kann.“
XXX
Notiz des Chronisten:
Warum bin ich schon bei Runde 61? Ganz einfach – ich hatte diese Kampagne Ende letzten Jahres begonnen, weil ich damals ausprobieren wollte, wie das Spiel funktioniert. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber war auch extrem fordernd und hat mir auch wirklich viele Schlachten und Monate gekostet, um so weit zu kommen. Als ich nun anfing, den Spielbericht zu schreiben, wollte ich dafür nicht extra eine neue Kampagne beginnen und entschloss, stattdessen diesen doch sehr langen Thread-Post mit dem bisher Geschehenen zu verfassen. Und ich finde, ich habe das sehr gut gemacht!
