Dehli Session 6: 1534 -1553
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Niederlage und Neuanfang
Teil II
Die Horde rennt...
Während sich unsere Armeen nach dem Sieg über Transoxianien ins Landesinnere zurückzogen, um die dringend nötige Reorganisation und Neuaufrüstung zu vollziehen, braute sich an unserer Nordgrenze – unbeobachtet von unseren Kundschaftern und Spionen – ein großer Sturm zusammen.
Der Großkahn der Mandschurei sah unsere Eroberung der alten Karawanenstadt Samarkand, einst Hauptstadt des großen Timurs, als Provokation und Herausforderung an, und beorderte seine immensen Reiterhorden einen Überraschungsangriff auf unsere neuen Ländereien in Zentralasien zu starten.
So zahlreich, wie die Heuschrecken einer furchtbaren Plage schwärmten sie aus und fielen in die Ebene um Samarkand ein, um die lokale Bevölkerung zu terrorisieren und das Land auszuplündern.
Unser junger Herrscher XY gab sofort den Befehl den Horden entgegen zu marschieren, um die Höhen des Hissargebirges zu besetzen, welches südlich der zentralasiatischen Provinz verläuft. Obwohl die Armeen noch nicht neu umgruppiert waren, konnte der strategisch wichtige Bergrücken besetzt und der feindliche Vormarsch zunächst gestoppt werden.
Während die Generäle des dehlischen Heeres nun in den Bergen warteten, um den Verbänden unserer Verbündeten, insbesondere den Truppen des persischen Schahs, die Zeit zu geben zu unseren Kontingenten aufzuschließen, konnte eine Besetzung und Plünderung des reichen Samarkands nicht verhindert werden.
In den folgenden Monaten entwickelte sich zunächst eine Pattsituation, in der die vereinigten Armeen aus Persien und Dehli gemeinsam ihre Position in den Bergen verteidigten, während die Horden der Mandschurei in der Ebene verblieben. Lediglich kleine Einheiten der Verbündeten aus Mewar und bahmanische Soldaten, die freiwillig zur Verteidigung Indiens geeilt waren, versuchten über den Himalaya in die Steppen der Mandschurei vorzudringen und wurden dort brutal abgeschlachtet.
Als nach circa einem halben Jahr Stillstand die Aufmerksamkeit des Großkahn wiedermal auf die Ablenkungsangriffe der kleinen indischen Verbände aus Mewar gelenkt wurde, schien die Gelegenheit zur ersten Offensive günstig.
Ein Teil der mandschurischen Reiterei war temporär abgezogen und eine vorgezogene Armee in Samarkand sogar ohne Befehlshaber. Gemeinsam entschieden der Sultan von Dehli und sein treuer Verbündeter Schah Z den Angriff zu wagen.
Die feindliche Armee schien beinahe schon in dieser ungünstigen Position gestellt, als der Großkahn doch noch gerade rechtzeitig reagierte und seine Armee hinter den Serafschan zurücknahm. Dabei setzten sie rücksichtslos die Felder und Wiesen der Region in Brand, um das Fortkommen und die Sicht unserer Truppen zu erschweren.
Ungeduldig vom Status-Quo und in der Annahme zumindest temporär eine zahlenmäßige Übermacht zur Verfügung zu haben, entschlossen sich Schah und Sultan trotzdem eine erste Schlacht zu suchen und griffen die Horden der Mandschurei in der Steppe an.
Die tapferen Soldaten aus Persiens und Dehli hielten dem Ansturm der feindlichen Reiterei lange Zeit tapfer stand und erlitten für ihre Kampfesmoral unglaubliche Verluste.
Die berühmten Kampfelefanten waren währenddessen im Vergleich zu den schier unendlichen Massen an Pferden auf der gegnerischen Seite nicht in der Lage eine Bresche in die feindliche Formation zu schlagen.
Nachdem immer mehr Reiter der Manschurei nach und nach auf dem Schlachtfeld eintrafen und der gegnerische Druck, sowie die eigenen Verluste weiter zunahmen, entschied unser Sultan die Schlacht abzubrechen und einen Rückzug ins afghanische Hochland anzutreten.
Die Verluste auf indischer/persischer Seite waren enorm. Auf dem blutgetränkten Schlachtfeld lagen die Leichen der heroischen Soldaten in dichten Reihen, aufgespießt von den Speeren der Reiterei, oder mit grässlichen Wunden durch die Säbel der Feinde geschlagen.
Mit nur etwa der Hälfte der ursprünglichen Stärke versammelte sich das geschlagene Heer vor den Toren Kabuls. Zeit zu Ruhen und die Verluste zu betrauern bestand allerdings nicht, da der Gegner weitermarschiert war und drohte die Grenzfestungen im Hissargebirge einzunehmen. Mit enormem Druck wurden frische Kräfte aus allen Ecken des Reiches zusammengezogen, um die belagerten Burgen zu entsetzen.
Die dortige Besatzung musste durch Hunger und den feindlichen Kanonenschuss schon bald die Kapitulation anbieten, als im letzten Augenblick das neu aufgestellte Heer Dehlis auftauchte und der Großkhan den Rückzug befahl.
Die Situation schien schon fast zum Status-quo vor der ersten großen Schlacht am Serafschan zurückzukehren, als die feindlichen Truppen unerwartet abzogen. Zunächst witterten wir eine Falle, mit der uns der Khan wieder in die Ebene locken wollte, oder einen Aufstand im chinesischen Gebiet.
Stattdessen hatte der Feind einen anderen Weg in die reichen Ebenen der Ganges Ebene gefunden.
Wie schon von unserem Sultan vorhergesagt, wagten die Reiterhorden die Überquerung des Himalayas im Gebiet unseres Vasallen Ladakh. Anscheinend hatte der lokale Fürst seine Befestigungen nicht weisungsgemäß ausgebaut, so dass die mongolische Geißel ungehindert in unser Kerngebiet vorstoßen konnte.
Bis unsere Soldaten aus Transoxianien wieder zurückgekehrt waren, stand das alte Zentrum unseres Landes – die blühende Metropole von Lahore – schon kurz vor der Einnahme.
Um dies zu verhindern schmiss der junge Sultan alle verfügbaren Kräfte gegen die Besatzer, um die Bevölkerung zu retten.
Vor den Toren von Lahore entbrannte die zweite große Schlacht des Krieges, die bis dato größte Schlacht in der dritten bulliversalischen Zeitrechnung, bei der auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten in die Schlacht zogen.
Das Gemetzel dauerte mehrere Tage, in denen auf beiden Seiten immer mehr Verstärkungen eintrafen. Die vereinigten Truppen von Dehli, Persien und Mewar kämpften mit dem Mute der Verzweiflung und zahlten wieder einen immensen Blutzoll für ihren Kampfgeist.
Aber trotz der scheinbaren unüberwindlichen Übermacht war der Sieg in greifbarer Nähe.
Das Schlachtenglück schien an diesen Tagen der indischen Allianz hold und der Sultan von Hormus hatte überdrein noch seine gesamte, frische Armee in der Nähe, um den Horden den Todesstoß zu versetzen.
In der Hoffnung auf diese Verstärkung und den nahen Sieg stemmten sich die Krieger immer wieder gegen den Ansturm der Reiterei und schienen den Feind beinahe gebrochen zu haben, als auf einmal ein Teil der Armee die Flucht antrat und die bis dato heldenmutige Moral zusammenbrach.
Bis heute halten sich Gerüchte von Verrat und Bestechung, ob der Tatenlosigkeit der Armeen von Hormus und der plötzlichen Flucht.
Eine weitere große Schlacht war verloren und Lahore musste sich auch bald darauf den feindlichen Truppen geschlagen geben.
Auf der Seite des Sultanats von Dehli waren die Verluste nicht mehr zu ersetzen. Obschon die letzten Rekrutierungswellen schon die Alten und Kranken einbezogen hatten, versammelte sich lediglich ein kläglicher Rest der einstmals glorreichen Armee vor dem Palast in Dehli.
Dementsprechend musste ein Friedensvertrag mit dem Großkahn ausgehandelt werde, in dem sich der siegreiche Gegner aber sehr ehrenwert zeigte und lediglich Samarkand und das umliegende Gebiet forderte.
Des Weiteren wurde vereinbart, dass es den Truppen Dehlis untersagt ist, auf den Boden des Fürstentums von Ladakh vorzudringen, welches aber weiterhin unter der Herrschaft des Sultans verblieb.
Darüber hinaus verständigten sich der Sultan und der Großkahn über ihre jeweiligen Gebietsansprüche in Zentralasien. Die Gebiete in Khorassan zählen laut dieser Vereinbarung zum Interessensgebiet Dehlis, während die Steppen Zentralasiens in der Sphäre der Mandschurei liegen.
Mit diesem wegweisenden Frieden brach eine neue Epoche für das indische Reich an.
Aus dem Krieg und der Niederlage mussten entsprechende Lehren gezogen werden.
Die Niederlage gab aber auch die Möglichkeit dringend notwenige Reformen anzustoßen.
So trennte sich das Sultanat von dem alten Erbe Dehlis und wird sich nun unter einem neuen Namen ausrichten und seinen Weg gehen.
Mit großem Prunk wurde dementsprechend im Jahre 1550 das neue Reich Punjab ausgerufen.
Möge es unter diesem Namen in der dritten bulliversalischen Zeitrechnung zu Ruhm und Ehre gelangen!