Das Herzogtum von Burgund
Keine Ahnung wie lange wir die Wendeltreppe schon nach unten gehen, aber sie muss wohl an einen besonderen Ort führen. In dieser Tiefe befindet sich normalerweise nur noch der Kerker, doch diese Gemäuer sind gänzlich anders. Diese haben eine Aura einer längst vergangenen Geschichte, die jeder schon vergessen hat. Endlich hören die Treppen auf und es tun sich mehrere Gänge im auf, die dasselbe Gefühl vermitteln. Ich wüsste nicht wo ich lang gehen sollte, aber mein Mentor geht ohne zu zögern in den mittleren Gang hinein, biegt immer wieder links und rechts ab und ich ihm hinterher. Ich weiß nicht wieso er mich hier nach unten mitgenommen hat, aber es scheint wichtig zu sein. Normalerweise würde er fröhlich alte Geschichten erzählen oder mich tadeln, weil ich nicht genug Fleiß an den Tag lege, doch jetzt ist er ruhig und spricht kein Wort.
Schlussendlich gelangen wir an eine Tür die mein Mentor öffnet und den Raum betritt. Der Raum war nicht besonders groß, aber er war eingedeckt mit allem möglichen Zeug. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch wo mehreren Karten herumlagen, an den Wänden gab es Regale mit alten Schriftrollen und Büchern. Dazu kamen Gegenstände wie ich sie noch nie gesehen habe. Auf eines bewegte ich mich hinzu, es war ein alter Helm, der ein wenig in Mitleidenschaft geraten schien und hob ihn auf. „Ah das ist ein alter römischer Helm, richtige Handwerkskunst. Ja die Römer, die wussten noch wie man einen Staat lenkt“, erklärte mir mein Mentor gleich was ich in der Hand hielt. „All dieses Zeug das du hier siehst, ist Teil von Burgund und seiner Geschichte. Fühl dich geehrt, nicht mal der Herzog, weiß von der Existenz von diesem Raum hier.“ Dies war die erste Überraschung die ich heute erleben sollte. Dieser Raum war in der Burg des Herzogs. Wie kann er nicht von diesem Raum hier wissen.
„Du hast bestimmt viele Fragen, und ich werde sie dir auch alle beantworten, aber zunächst erkläre ich dir warum wir hier sind“, daraufhin nahm sich mein Mentor einen Stuhl lehnte sich zurück und begann zu erzählen: „Ach Burgund, wusstest du, dass wir eigentlich von Barbaren abstammen die vor fast einem Jahrtausend in diese Gegend eingewandert sind. Burgunder nannte man sie. Die wenigsten Wissen vermutlich woher der Name eigentlich stammt. Doch sie haben sich schnell zivilisiert, wussten um die Vorteile der römischen Kultur und Lebensweise nun ja bis die Franken kamen. Ach Burgund, sag ich dir mein Junge, hat schon viel unter den Franken leiden müssen. Wir wurden immer wieder geteilt, zusammengefügt, freigelassen und annektiert. Doch wir haben eines immer gehabt, uns den Schattenrat.“ Mein Mentor schwieg einen Moment, sodass ich Zeit hatte das alles einmal einfließen zu lassen bis er weiter sprach: „Wir lenken die Geschicke Burgunds so gut wir können, wenden das Wissen an, welches uns die Römer hinterlassen haben aber auch selbst gelernt haben. Nur leider in dieser engstirnigen Gesellschaft die Religion über alles stellt, ist es gar nicht so einfach. Doch siehe da, Burgund ist eines der reichsten und lebenswertesten Reiche die es zurzeit gibt. Und das alles hat unser Herzog dem Schattenrat zu verdanken. Und du mein Junge bekommst die wohl größte Aufgabe die je ein Schattenrats Mitglied hatte, du sollst Burgund zu einem Hort der Erleuchtung und Wunder werden lassen, auf das alle Welt neidisch auf uns schaut.“
Das war ich vor langer Zeit und heute, bin ich die rechte Hand des Herzogs und lenke die Geschicke des Landes. Philipp der Gute nennen sie ihn, den Herzog, doch in Wahrheit sollte er Philipp der einsame genannt werden, wie er immer in seinem Kammerl sitzt und von der Welt wenig wissen will. Soll mir auch recht sein, denn Burgund ist mehr als nur ein Land oder ein Herzog, Burgund ist eine Lebenseinstellung.
[center]Das Jahr 1444 - 1.Kapitel[/center]
Im Jahre 1444 des Herrn, ist das Herzogtum von Burgund umringt von Königen, Kaisern und anderen Fürsten die neidisch auf uns schauen. Wir haben eine kulturelle Höhe erreicht von denen sie nur träumen können. Unser Wein hat den besten Geschmack, unsere Frauen die schönsten Kurven und unsere Bibliotheken sind gefüllt mit Gelehrten wie es sie kein anders Land hat. Nur unsere Kirchen sind bescheiden, wie auch einst es Jesu war, ein einfacher Zimmermann. Keiner braucht den Prunk zudem sind die Priester ja Leute des Geistes. Nun die Zukunft ist ungewiß, doch wir sind bereit ihr entgegenzutreten und Burgund zu seinem Platz an der Sonne zu verhelfen.