[Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Blättere im Geschichtsbuch. Erzähle uns von deinen Spieleabenteuern aus Antike, Mittelalter und den großen Weltkriegen.
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Michael_Minden
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[Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von Michael_Minden »

Guten Abend allerseits – nachdem jetzt hier bereits im Fantasy-Forum AAR’s eingestellt wurden, denke ich, dass es eine gute Idee ist, auch eines meiner Spiele mit AARs zu bedenken – ich bin kein Let’s Player, aber erzähle gerne Geschichten. Außerdem ist so eine Geschichte schön, um sich immer mal wieder zu motivieren weiterzuspielen.

Da ich mich seit geraumer Zeit für das alte China interessiere möchte ich euch nun die Zeit der Drei Reiche entführen – jene Zeit, als ein großes Kaiserreich fiel und viele kleine Reiche neu entstanden, um den Grundstein für ein neues Reich zu formen. Unseres? Ich hoffe doch. Gehen wir also dorthin, wo unser neues Abenteuer beginnt. In den Norden Chinas, nach Liaodong.
Hier kommt er also: Mein AAR zur Medieval 2: Total War MOD „Rise of Three Kingdoms

Vorwort:

Es ist noch nicht so lang her, dass meine Wenigkeit zum Chronisten der Hunnenhorde wurde (mit freundlicher Unterstützung der beiden Hunnenhordenherrscher Bichikh Bukh und Weygal dem Barbaren).
Doch es gibt noch eine andere große Chronik, die ich erzählen möchte: Eine Geschichte, so grausam und böse, dass die von unseren jurtierten Kavallerieeinheiten durchgeführten Überfälle auf Land und Leute schon eher auf die Größenordnung von Schwiegermütterbesuchen zusammenschrumpfen.

Diese Geschichte beginnt im China einer längst vergangenen Zeit. Es waren schwierige Jahre, denn eine lange Periode des Friedens endete mit derselben Geschwindigkeit und einer ähnlichen Geräuschkulisse wie die Existenz von Minami Sanriku durch den Tsunami nach dem großen Tōhoku-Erdbeben von 2011.

Nur wenige Jahre nach dem Tod des großen Kaisers Qin Shi Huang versank dessen Reich im Chaos, heraufbeschworen von den machthungrigen, wenn auch unfähigen Nachfolgern seiner Person auf dem Drachenthron. Dadurch kam es zur Bildung der sogenannten 18 Königreiche, die jedoch eher kurzlebig waren und bald schon in das Kaiserreich der Han aufgingen, einem Kaiserreich, dessen Geschichte im Vergleich zur Geschichte des Kaiserreichs der Qin schon fast als friedlich bezeichnet werden kann. (Das lässt sich ungefähr vergleichen mit der Entwicklung des römischen Weltreichs unter Caesar und Augustus.)

Doch auch die Han-Dynastie verging nach einer relativen Atempause von gut 412 Jahren in Chaos und Vernichtung. Von eine länger andauernden Machtschwäche des Han-Reiches aufgewiegelt (oder, um es mit Bulls Worten wiederzugeben: aufgeWEIGELT), begann eine gut einundzwanzig Jahre andauernde Rebellion von „gelben Turbanen“. Nein, es haben keine Kopfbedeckungen revoltiert, sondern Leute, die sich anhand dieser untereinander identifizieren konnten.

Doch auch oberhalb der örtlichen Revolutionsebene begann der Kampf um die Macht über die Reste eines zerfallenden Reiches.
Wer es gewinnen wird, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Aber das hier würde kein Spielbericht sein, wenn ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden hätte …

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Zuletzt geändert von Michael_Minden am 17. Mai 2015, 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael_Minden
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Re: [Story/AAR] - Eine nicht ganz historische Vereinigung Ch

Beitrag von Michael_Minden »

Kapitel 1: Der Wächter von Liaodong (Part 1)

Damit beginnt es also, unser Abenteuer. Weit im Osten, jener geheimnisvollen Himmelsrichtung, von der aus die Sonne emporklettert, wenn sie den Zenit erreichen will und zu der bereits so manches Kind aufgesehen und sich gefragt hat: „Woher kommt die Sonne – wieso dreht sie niemals um?“
In dieser Richtung, vielleicht ein paar Grad weiter südlich, liegt China. Einst mit eiserner Hand aus den Wirren einer Epoche Kriegerischer Staaten geführt, war das mächtige Reich immer wieder in Chaos und Elend zurückgefallen. Erst kamen die Qin – und gingen wieder (auf dieselbe Weise, wie sie den Thron des Reiches erobert hatten: mit viel Blut und dem einen oder anderen abgeschlagenen Kopf). Dann kamen die Han. Auch sie mussten weichen, nachdem sie fast vier Jahrhunderte lang den Ton auf dem Drachenthron angegeben hatten.

Innerhalb des von den Han beherrschten Gebiets hatte in der Zeit der späten Dynastie, kurz vor der Wende ins zweite Jahrhundert eine große Agrarkrise ihren Anfang genommen. Nun ja, nicht direkt. Ihren Anfang genommen hatte sie eigentlich schon viel früher, aber bedingt durch politischen und sozialen Machtschwund der Herrschenden kam sie nun richtig in Schwung.

Bestimmt von der wachsenden Macht einzelner Minister und Eunuchen, welche ihre Kraft teilweise aus eigenem Land zogen, teilweise auch aus ihnen treu ergebenen Großgrundbesitzern (welche sie teilweise selbst bestimmten), kam es zur großen Spaltung zwischen Arm und Reich.
Großgrundbesitzer häuften Reichtum und übermäßige Macht an, derweil die Pächter und Nutzer der Felder, die Bauern und ehemalige Militärs, denen man Land zugesprochen, aber nie gewährt hatte, auf Landsuche waren. Arbeitskräfte ballten sich in Zentren, die Menschen wurden abhängig, viele entwurzelt und heimatlos.

Umherirrende, nun arbeits- und besitzlose Bauern, Militärs und ehemalige Landbesitzer bildeten Banden, überfielen Ländereien und schlossen sich unter den drei Zhang-Brüdern Jiao, Bao und Liang zusammen. Der Aufstand der gelben Turbane begann.
Es war ein religiös-sozial bedingter Aufstand, angeführt von der Taiping dao-Bewegung der drei Brüder, der wie ein Lauffeuer durch die Provinzen und Kommandanturen Chinas fegte (wie später die Roten Garden unter Mao) und Schrecken verbreitete. Im Glauben an den großen Huangdi-Kaiser, der als Mythos noch vor Qin Shin Huang geherrscht haben sollte, und der allgemein als „der Gelbe Kaiser“ bezeichnet wird, attackierten sie die Machtverhältnisse des Kaiserreichs direkt. Ihre Stärke soll bereits zu Anfang des Aufstands an die 400.000 betragen haben.

Doch dies war nicht die einzige Gefahr. Während von den Mauern der Han-Hauptstadt Luoyang die Gelben Turbane wüteten, wütete in ihrem Innern Dong Zhou, ein Kriegsherr. Er war siegreich aus einem innerpolitischen Machtkampf der Han hervorgegangen, der sich Ende des Jahres 189 ausgebildet hatte, nachdem der letzte wirklich legitime Herrscher des Han-Reiches, Kaiser Ling, einer Krankheit zum Opfer gefallen war.
Aufgrund seiner Brutalität wurde er jedoch bereits kurze Zeit später wieder ermordet.

In Liaodong, weit im Norden Chinas, bekam man von dieser Entwicklung nicht viel mit.
Es war jene Region, wo Dutzende kleinere oder größere Mauern ihre steinernen Leiber über zerklüftete Berge und durch saftig-grüne Täler schoben, als steinerne oder lehmgeformte Drachen jene beschützt, die dem Eindringen feindlicher Barbaren (unter anderem auch örtliche Jurtenbetreiber) ansonsten schutzlos ausgeliefert wären.

Schon zu Zeit des Niedergangs der Han-Dynastie fand man die Artefakte dieser einst mächtigen Beschützer des nördlichen Chinas kaum noch. Sie waren überbaut, im Sand versunken oder vom Zahn der Zeit ganz allmählich abgenagt worden.

Dort herrschte der Offizier Gongsun Du, Administrator von Liaodong. Er war ein nach außen hin ruhiger und bedachter Mann, ein Gouverneur, wie man ihn sich als Kaiser gewünscht hätte. Etwa fünfzig Jahre alt, von einer für einen Han-Chinesen großer und imposanter Gestalt, mit dunklen, wie Edelsteine funkelnden Augen und einer recht schmalen, chinesischen Variante des später berühmt gewordenen Musketier-Barts, stellte Gouverneur Gongsun nicht nur optisch die Verkörperung eines wahren chinesischen Herrschers dar.

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Jeder Herrscher braucht seine Starteinstellungen, um ein großes Weltreich zu gründen. Diese sind meine – ähm, die von Gongsun Du!

In seinem Innern war er stets Offizier gewesen – und hatte dies auch in mehreren Kampagnen während seiner Zeit im Dienst des Kaiserreichs der Han bewiesen.
Eigentlich General eines mehrere tausend Mann umfassenden Heeres, hatte er mit seinen Truppen Teile Koreas erobert und dort stabile Provinzen etabliert, bevor er von dem kurzzeitig als Graue Eminenz hinter dem kaiserlichen Thron existierenden Dong Zhou als Verwalter der Kommandantur und Provinz Liaodong eingesetzt wurde, deren Schoß er entstammte.

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Mein Lord, unsere Ländereien können derart viele Truppen nicht aufnehmen. Was tun wir? (soll ich die Antwort rot ankringeln…?)

Endlich wieder in seiner Heimat, stabilisierte er die Region und gewann sie für sich, bekämpfte örtliche Verbände der Gelben Turbane sowie konkurrierende Verwalter der Kommandanturen Gogryeo und Wuhan, um so seinen Machtbereich auszudehnen und einen Puffer zwischen sich und seine Gegner zu schieben.

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Und dafür braucht er keinen Assassinen!

Als mit dem Tod Dong Zhous die Macht der Han schlussendlich vollkommen gebrochen war und China in einen Zustand der Herrscherlosigkeit abdriftete, entschied der nun unabhängige Herrscher von Liaodong, seine gewonnene Macht und Stellung zu nutzen, das südlich von ihm gelegene Gebiet zu befrieden. Hier, auf jener Halbinsel, eigentlich recht klein und unbedeutend, würde ein Mann bald aufstreben, das Schicksal Chinas zu entscheiden.

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Nun denn, Let’s fetz!
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writingbull
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: Total War - MOD Rise of Three Ki

Beitrag von writingbull »

Hach. Sehr schön. Sonntagmorgen-Frühstückskaffee in Kombination mit dieser Story. Bin im Heile-Welt-Modus.
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F.Bolli
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: Total War - MOD Rise of Three Ki

Beitrag von F.Bolli »

Die Mod sieht klasse aus, werde ich mir mal angucken, obwohl das Thema nicht so meins ist.
Wer Rechschreib- oder Grammatikfehler findet, darf sie behalten. Ich habe mehr als genug davon.
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Michael_Minden
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von Michael_Minden »

Kapitel 1: Der Wächter von Liaodong (Part 2)

Der scharfe Klang von Bronze, das auf Bronze trifft, hallte über das Schlachtfeld vor den Toren von Bei Ping mit jener Eigentümlichkeit, die so einzigartig ist wie das Bersten einer teuren Keramikvase auf gefliestem Boden.
Gongsun Du zog sein Schwert zurück, um Kraft für einen neuen Schlag zu sammeln. Er hatte gerade versucht, einen gegnerischen Schwertträger mit einem Hieb zu töten, doch diesem war es rechtzeitig gelungen, sein Schild hochzureißen. Unter heftigem Vibrieren, das Gongsuns Hand zittern ließ, prallte teuer verzierte Waffe an der plötzlich hochgeschnellten Verteidigung ab, wich vor ihr zurück wie aus Respekt vor der überraschenden Handlung.
Durch die Wucht der Kollision aus dem Gleichgewicht gebracht, torkelte der Infanterist ein paar Schritte rückwärts, sammelte sich und setzte seinerseits zu einem neuen Angriff an. Er sollte ihn nie ausführen.
Ein plötzliches Zucken, mehr ein Stoß denn ehrliche Überraschung, durchfuhr den in eine grünliche Chanyi gehüllten Mann, fast als hätte ihm jemand zu kräftig auf den Rücken geklopft.
Für einen Augenblick starrte der Krieger Gongsun an, dann sank er langsam zu Boden. Ein Armbrustbolzen steckte in seinem Rücken, aus einer Entfernung von nicht einmal fünfzig Metern auf ihn abgegeben.

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Es war „Friendly Fire“! – „Sterbt endlich!“ – „Aber, mein Herr! Das sind unsere Männer, die da sterben!“ – „Egal! Hauptsache irgendjemand stirbt!“

Gongsun ließ es zu, dass sich Körper und Geist kurz entspannten, nickte dankbar in Richtung des bereits in einen neuen Kampf verstrickten Armbrustschützen und konnte nicht anders als für einen Moment die Verwegenheit des Angreifers zu bewundern, sich durch das Getümmel der Schlacht bis an das Ross des Generals vorzuarbeiten. Leider – oder eher glücklicherweise – war ihm kein Erfolg beschieden gewesen.
Doch wer wusste, wann der nächste Mann versuchen würde, ihm ein Schwert oder einen Speer unter die Rüstung zu rammen?
Der Führer der Liaodong-Truppen wandte sich um, nahm den Anblick des Schlachtfelds in sich auf und fügte seine einzelnen Elemente zusammen, um eine neue Strategie zu überlegen, mit der es ihm gelingen konnte, seine zahlenmäßig unterlegenen Truppen dennoch zum Sieg zu führen.
Keine leichte Aufgabe. Der Feind war überall.

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Eine tief gestaffelte Front hat die Armee unseres Helden überrascht. Wird er überleben?

Gongsuns Unterbewusstsein rief ihm eine Verwünschung zu, lenkte seine Gedanken aus dem Fokus des Kampfes, zurück zu den vergangenen Tagen.
Mit fast zweitausendfünfhundert Mann hatte er gegen drei Armeen des Yuan-Clans gekämpft, insgesamt weit über viertausend Männer. Eigentlich deutlich in der Unterzahl, war es seinen Truppen dennoch gelungen, die feindliche Streitmacht in ihrer Gänze zu vernichten. Und das nur beim Verlust von eintausendzweihundert eigenen Kriegern.

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Nach dem Kampf gegen drei Armeen ist die Truppe Gongsuns arg dezimiert. Doch, wirklich – den Kampf hat es wirklich gegeben. Und ich habe ihn gewonnen. Ich habe nur leider keine Bilder davon gemacht.

Niemals jedoch hätte sich der Gouverneur-General träumen lassen, dass der verschlagene Feind drei seiner Armeen opfern würde, um ihn auf dem Rückweg in eine Falle zu locken.
Seine erschöpften Männer, vom langem Marsch und den schweren, verlustreichen Kämpfen in die Knie ihrer eigenen Kraft und Moral gezwungen, vermochten kaum, sich des gegnerischen Ansturms zu erwehren.

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Obwohl sie ermüdet sind, nehmen die Truppen den Kampf mit dem Gegner auf. Was bleibt ihnen auch anderes übrig?

Es stand außer Frage: Fünf Jahre schwerer Kämpfe und konstanter Expansion seiner eigenen Grenzen zum Wohle Chinas hatten ihren Tribut gefordert. Vielleicht würden sie nun bald auch ein Teil der Geschichte sein. Eine Randnotiz des Aufbäumens.
Ein scharfes Geräusch riss ihn aus seinen Überlegungen. Er sah auf.
Sima (Major) Mei Ji ließ sein Pferd mit einem kräftigen Ruck an den Zügeln zum Halten kommen, als er zu seinem Vorgesetzten aufgeschlossen hatte. Das Tier, ein sehr ansehnliches Exemplar bräunlicher Färbung, begehrte protestierend auf, als es abrupt gebremst wurde.
„Mein Lord!“, rief der Sima mit lauter Stimme, um den Lärm der um sie tobenden Schlacht zu übertönen. In der Nähe gingen zwei Speerträger zu Boden, von herbeirauschenden Pfeilen regelrecht niedergestreckt. „Die rechte Flanke wird von feindlicher Kavallerie angegriffen. Ich habe Truppen aus der zweiten Reihe abgezogen, um die dort befindlichen Truppen zu unterstützen. Aber ich weiß nicht, wie lange wir die Flanke halten können. Wir müssen nach rechts hin ausweichen!“

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Nahkampf an der linken Flanke. Wird die zweite Reihe den Gegner aufhalten?

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Feindliche Truppen an der linken Flanke.

„Nein“, erwiderte der Armeeführer und schüttelte den Kopf. „Wir können nicht ausweichen. Wenn wir die Hauptlinie zurücknehmen, kann der Feind nachstoßen und die linke Flanke aufrollen. Wir müssen standhaft bleiben.“
„Mein Lord!“, rief der weit rangniedere Offizier aus. In seinem wettergegerbten Gesicht zeichnete sich der Schreck der Erkenntnis mit deutlicher Miene ab.

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Feindliche Truppen stürmen den Hügel empor.

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„It’s a trap!“

Gongsun nickte. „Es war eine Falle“, sagte er mit leiser, aber für den Sima dennoch vernehmlicher Stimme. „Wir können nur hoffen, dass Liang Mao rechtzeitig eintrifft.“
Liang Mao war der General der Bei Ping stationierten zweiten Division. Als Gongsuns Späher die ersten Anzeichen der feindlichen Armee entdeckten, hatte der Gouverneur einen Reiter entsandt, den General zu informieren. Aber niemand konnte sagen, ob diesem verzweifelten Versuch ein Erfolg beschieden sein würde.

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Wir wissen, was Gongsun noch nicht weiß – Der Reiter hatte Erfolg! Auch wenn sein edles Ross nach den Strapazen zu nicht mehr als Salami taugt …

„Pfeile los!“, bellte eine Stimme, nicht weit entfernt. Gongsun und Mei Ji wandten die Köpfe, als eine niedrige gezielte, aktiv wirkende Speerspitze aus Feuer aus den eigenen Reihen in die Front des Gegners brach und diese für einen kurzen Moment wie eine Meeresbucht aushöhlte. Ein verzweifelter Versuch, den feindlichen Ansturm aufzuhalten, aber weitestgehend wirkungslos.

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„Ladet nach!“

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„Pfeile los!“

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„Und noch mehr Pfeile los!“

Schon schlossen sich die beanspruchten Reihen des Gegners wieder.
„Was, bei der Macht des Himmels …?!“, rief Mei Ji aus, richtete sich auf und wies auf einen kleinen Fleck an der rechten Flanke. „Mein Lord! Unsere Kavallerie!“
An der rechten Flanke, dort wo sich der Druck der feindlichen Armeen gerade zu entwickeln begann, sprengte eine im Getümmel nur schlecht zu erkennende Gruppe von Pferden aus der Masse der Verteidiger, sprang die feindlichen Schwertkämpfer an wie ein Tiger seine Beute.
Innerhalb kürzester Zeit brachen die Tiere, deren Reiter mit langen Lanzen ausgerüstet waren, durch die Formation der gegnerischen Armee, kämpfte sich frei und stand plötzlich im Rücken der Angreifer, die sich mit einem mal vollkommen neu orientieren mussten.
„Nachsetzen!“, befahl der General, kaum dass er die Möglichkeit zum Gegenschlag erkannt hatte. „Greift an!“

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„Nachsetzen! Greift an!“

Donner antwortete ihm. Auf jeden Fall wollte es dem Betrachter so vorkommen, als gut tausend Kehlen ihren General priesen und mit den plötzlich freiwerdenden Kräften der Hoffnung, beinahe schon übermenschlich, gegen die Angreifer vorstießen.
„Zur rechten Flanke! Zieht alle Kavallerieeinheiten zusammen! Und findet heraus, wer dieser Kavallerieführer war! Wir verdanken ihm unser Leben!“, rief Gongsun dem Sima zu, bevor er sein Pferd antrieb, ihn an die Durchbruchsstelle zu führen. „Vorwärts, Männer!“, bellte er, das Schwert hoch erhoben. „Zeigen wir es ihnen! Lasst keine Gnade walten!“
In der Ferne schien sich der Himmel zu verdunkeln.

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„Es ist Liang Mao!“

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Wo hat der Schlingel nur die Gelben Turbane aufgegriffen? Die sind ja fast so effektiv wie die nackten germanischen Krieger aus Europa Barbarorum! (haben ja auch ähnlich große 'Schwerter')

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Speerinfanterie stürmt die feindlichen Reihen.

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Der Gegner, eingekesselt zwischen zwei Armeen. Endlich können wir ihn aufreiben.

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„Mei Ji, findet heraus, wer dieser Kavallerieführer war. Wir verdanken ihm unser Leben!“
Zuletzt geändert von Michael_Minden am 26. Mai 2015, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Ghorwin

Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von Ghorwin »

Absolut toll! Weiter so, bitte
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Michael_Minden
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von Michael_Minden »

Wie gewünscht ... ich merk schon ... das wird eine größere Geschichte. Ich glaube, ich sollte mir tatsächlich ein Charakterverzeichnis anlegen ... Egal. Hier kommt der nächste Teil.


Kapitel 2: Nach all den Jahren (Part 1)

Die mächtigen Stadtmauern von Bei Ping, dem ‚nördlichen Frieden‘, erhoben sich weit über die Landschaft. Breit und leicht abgeschrägt, um ihr eigenes Gewicht zu halten und es einem Gegner zu erschweren, Belagerungswaffen an ihr in Stellung zu bringen, schützte die Mauer die Bevölkerung der Hauptstadt der Liaodong-Fraktion wie der große Drache das himmlische Reich China.

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Und dennoch gab es eine Tatsache, die sich nicht ignorieren ließ: Die Stadtmauer, verziert mit hoch aufragenden, pagodenartigen Wachtürmen, mochte zwar jeden noch so starken Angreifer abwehren, einem Feind jedoch hatte sie nichts entgegenzusetzen. Dieser Feind kam heimlich durch die Tore geschlichen, arbeitete sich systematisch durch die engen Straßenzüge, stieß einmal hier die Tür eines gemeinen Bauern auf, erdolchte dann dort einen Obdachlosen, bevor er sich woanders jungen Adelskindern widmete. Ja, dieser Feind war voller Bosheit und eiskalter, berechnender Grausamkeit.
Während der Zug der Reiter durch das Haupttor der Stadt ritt, ein rot bemaltes, reich verziertes Stück chinesischer Handwerkskunst, dem man nachsagte, besondere Kräfte gegen jeden zu entfalten, der versuchte es mit Gewalt zu durchdringen, beobachtete Gongsun die am Ausgang stationierten Wachen.

Einige der Männer bemühten sich, noch ein wenig militärische Disziplin zu wahren, hatten Aufstellung genommen und standen, auf ihre Hellebarden gestützt, für ihren Gouverneur Spalier.
Andere hingegen konnten bereits nicht mehr aufstehen und lagen reglos an die Wände des großen Torhauses gelehnt mit vom Delirium entrückten Geistern.
Es stank nach Tod und Verwesung.

Vor gut zwei Jahren hatte Gongsuns Armee die Stadt belagert, attackiert und eingenommen. Seitdem schritten die Dämonen in Herzen Bei Pings umher, suchten in Tempeln und Palästen nach Opfern, ebenso in Landhäusern und kleinen Bauernhütten.
Woher er gekommen war, und wann er gehen würde – das wusste niemand. Vermutlich war es auch nicht wichtig. Ein höheres Wohl galt es zu erreichen. Was machte da schon der Niedergang einer Stadt?

„Mein Lord?“, wandte sich Mei Ji an seinen Vorgesetzten, von dem ernsten, nachdenklichen Gesicht des Mannes alarmiert.
„All diese Menschen“, bemerkte der bemerkte Gouverneur düster. „Sie leiden.“

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Seit nun bald drei Jahren wütet in Bei Ping eine Seuche, die einen guten Teil der Bevölkerung dahinrafft. Bisher weiß niemand, was diese Seuche ausgelöst hat. Aber eines ist gewiss: Die Bevölkerung leidet. Die Soldaten sterben. Vermutlich ist mir der große Himmel wirklich nicht gewogen.

Schweigen setzte ein, nahm all jene Gedanken an sich, die sonst von einem der Offiziere ausgesprochen worden wären, und trug sie fort in die blaue Unendlichkeit des Himmels.
Lediglich das schlagen von Pferdehufen auf der alten Steinstraße, welche die Hauptverbindungsroute zwischen dem Nordtor und dem Südtor Bei Pings darstellte, half ihnen mit seiner monotonen Frequenz, sich nicht ganz in dem Schrecken zu verlieren, dessen sie ansichtig wurden.
Sie folgten der langen Hauptstraße in Richtung der alten Palastresidenz, deren niedrige Gebäudekomplexe einst von den hier herrschenden Eliten errichtet worden waren. Männer und Frauen, die vor der anrückenden Armee des Gouverneurs geflohen waren, anstatt wie wahre Anführer bis zum Tod zu kämpfen. Einem Tod, der für sie ohnehin unausweichlich gewesen war.

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„Es heißt, der Himmel sei uns nicht gewogen, mein Lord“, stellte der rangniedere Offizier schließlich fest. „Selbst die weisen Taoisten glauben, dass das Gleichgewicht der Dinge aus der Waage geraten ist.“
„Erinnert mich nicht daran“, grummelte Gongsun finster, als sie das Palasttor erreichten. Mit einer eleganten Bewegung schwang er sich vom Rücken des Pferdes und übergab dieses an einen ebenso elend aussehenden Stallburschen, bevor seine Aufmerksamkeit ein weiteres Mal gen Mei Ji glitt. „Schickt nach dem Taoisten Weng Qi. Und dann lasst die Offiziere zu mir kommen. Wenn der Himmel einem nicht gewogen ist, muss man ihn eben überzeugen.“

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***

Sonne strahlte in die Residenz des Statthalters von Bei Ping, belächelte das Zentrum der vom Tode gebrandmarkte Stadt fast so, als wäre sie sich der schrecklichen Lage ihrer Bewohner nicht bewusst.

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Lady Yu hingegen spürte sehr wohl, was die Stadt erfasst hatte. Gleich dem dahinsiechenden Gros der gemeinen Bevölkerung wurde auch ihr Körper vom Fortschreiten der unheimlichen Epidemie geschüttelt, dessen Auftauchen von den Taoisten mit einer Strafe des Himmels gleichgesetzt wurde.
Schon seit Wochen war sie bettlägerig, konnte kaum Essen und Trinken und fühlte, wie ihr die Kräfte schwanden. Der Glanz ihrer schwarzen Juwelenaugen war bereits verblasst, und auch ihr Geist schien unter dem Einfluss des giftigen Dämonen, der sie besetzt hielt, zu schwinden.
„Lady Yu“, drang eine wohlbekannte Stimme an ihr Ohr. „Wie geht es euch?“

Sie wandte den Kopf. Gongsun Du stand im Eingang ihres Schlafgemachs, dessen aus Bambus bestehende Fensterabschlüsse aufgeklappt waren, um der kranken Frau die Möglichkeit zu geben, ihr Leid dem Himmel zu klagen.
Gongsun betrachtete sie mit ernstem, sorgenvollem Gesicht.

„Ehrenwerter Mann“, gab sie zurück und bemühte sich, ihrem von Schmerzen geplagten Gesicht ein Lächeln abzuringen. „Ihr seid zurück?“
„Ja. Der Angriff des Yuan-Clans wurde abgewehrt“, berichtete er bescheiden, als sei es eine kleine Schlägerei gewesen, die er geschlichtet hatte.
„Ich … verstehe.“ Lady Yu hatte in ihrem langen Leben an der Seite von Gongsu gelernt, dass es gar nicht notwendig war, ihn über die Ereignisse, die außerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches geschahen, auszufragen. Wenn er sie über das informieren wollte, was ihn beschäftigte, dann würde er dies aus freien Stücken tun – nicht, weil sie ihn dazu drängte.

Seit jeher, seit sie ihn kannte, hatte er sein Leben auf diese Weise geführt. Für ihn waren es die Taten, die einen Mann zu dem machten, was er war. Worte nahmen dort nur einen geringen Stellenwert ein.
Das war auch einer der Gründe, aus denen er vor gut fünf Jahren entschieden hatte, dem Chaos in China nicht länger den Rücken zu kehren, sondern aktiv einzugreifen und das Leid der Menschen zu beenden, die unter dem langsam vor sich hinsiechenden Reich litten.
Sie unterstützte dieses Ansinnen und würde ihm bei dieser schweren Bürde auch stets den Rücken stärken. Zumindest so lange sie die Kraft fand, dies zu tun.

„Entschuldigt, mein Lord“, erklang eine andere Stimme, die sie im ersten Moment nicht identifizieren konnte. „Liang Mao und Lord Yuan sind soeben eingetroffen.“
Lady Yu verfolgte, wie die ernste und besorgte Miene ihres Mannes abglitt in eine ferne Welt, die nur er verstand, und die sein Herz auf dieselbe Weise eroberte wie die schwindelerregenden Höhen und Tiefen der Liebe. Der Name dieser Welt war Krieg, und die Macht, die sie auf manchen Menschen ausübte, war so furchterregend wie die Kraft eines weiblichen Dämons.

„Ich werde später noch einmal nach euch sehen“, versprach er, dann versteifte er sich und verließ sie.
Lady Yu blieb nichts anderes übrig als ihm dabei zuzusehen.
„Si Ju!“, krächzte sie erschöpft nach ihrer Dienerin. „Bring mir noch etwas Wasser.“
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DerWolpertinger
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von DerWolpertinger »

Beeindruckende Leistung!!! Danke dafür!
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von Michael_Minden »

Danke, aber noch ist ja nicht viel passiert :-D Aber irgendwie überkommt mich da meine schriftstellerische Faszination. ich muss es weiter ausbauen!

Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht.

Aber so viel kann ich verraten: Christian und W.B. haben einen Gastauftritt - oder ... zumindest Bichikh Bukh und Weygal ...
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writingbull
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Re: [Story|AAR] Medieval 2: TW - MOD Rise of Three Kingdoms

Beitrag von writingbull »

Michael_Minden hat geschrieben:Aber so viel kann ich verraten: Christian und W.B. haben einen Gastauftritt - oder ... zumindest Bichikh Bukh und Weygal ...
Ein weiterer Schritt zur Unsterblichkeit ... :geek:
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